" Mein Austauschjahr in den USA: Friday Night Lights

Donnerstag, 28. November 2013

Friday Night Lights


Zuerst will ich mich entschuldigen, dass ich so lange nichts in meinen Blog geschrieben habe. Ich habe kaum Zeit, die Tage sind alle voller Programm. Als ich dennoch die Zeit gefunden hatte und diesen sehr langen Post verfasste, wurde er irgendwie nicht gespeichert. Es war schwer, alles noch einmal zu schreiben, denn die Motivation ist mir irgendwie genommen worden, als mein Post verloren ging. Ich bitte um Verständnis und verspreche, in Zukunft mehr ond öfters zu schreiben.

Wirklich wie im Film


Ich kenne die gleichnahmige Fernsehserieüber High School Football kaum, aber mit dem Titel will ich sagen, dass die High Schools oft genau so sind wie im Film. Und dazu gehört auch Football.
Ich bin sicher, die meisten von euch haben den Film "Blind Side, die grosse Chance" mit Sandra Bullock gesehen. Ein toller Film, der noch besser wird wenn man das "echte" High School Football erlebt hat. Besonders für mich ist es ein einzigartiges Erlebnis, mit dem Team ins Stadion einzulaufen, unter dem Applaus von über tausend Fans. Nun aber der Reihe nach.
Die Football Woche beginnt am Samstagmorgen um 8.30 Uhr. Das ganze Team findet sich im Stadion ein und schaut zusammen den Film des Spiels am Abend zuvor. Es gibt Frühstück, leckere (vor lauter Zucker aber kaum essbare Donuts und anderes Gebäck, Milch und Orangensaft. Wir finden uns ein im Meeting Room, einem grossen Raum im Stadion, und schauen alle zusammen jeden Spielzug. Die Coaches erkennen jedes einzelne Detail und versuchen, uns das Spiel und unsere Fehler zu erklären. Nach ein wenig mehr als einer Stunde gehen wir nach draussen und machen lockeres Konditinstraining. Um etwa 10 Uhr wird das ganze Team ins Wochenende entlassen.
Die eigentliche Woche beginnt nach dem Wochenende am Montag. Direkt nach der Schule um 15:30 beginnt das Training, und jedermann muss in voller Montur auf dem Practice Field bereitstehen für das Aufwärmen. In exakt geraden Linien machen wir Dehnübungen.

Devil Jacks - wir machen den Hampelmann: D-E-V-I-L-S,  Devils, Devils,  Devils, aaah!
Nach dem aufwärmen trainieren alle mit dem jeweiligen Positin Coach, manchmal gibt es 7-0-7's, Spielzugstraining ohne Lineman, manchmal den "Logandrill", drei offensive Spieler gegen Lineman und Linebacker, -heisse Stimmung und blaue Flecken garantiert. Zwischen den vielen kleinen Drills und Übungen haben wir auch viel Taktisches, wir üben die Spielzüge, die Schritte, sowie die richtige Haltung beim Tacklen etc. Nach zwei schweisstreibenden Stunden voller Rennen, Tackling und mehr gibt es noch ein bisschen Konditionstraining. Danach ist das Training fertig. Am Dienstag und Mittwoch ist entweder Offense oder Defense Day. Das ganze Team fokussiert sich speziell auf eine Seite. Wir schauen manchmal auch ein wenig Film und analysieren die Taktik unseres nächsten Gegners. Generell hat mich die ganze Organisation, speziell seitens der Coaches, sehr beeindruckt. Sie schauen sich alle Spielzüge der Gegner an, achten akribisch auf jedes Detail und passen unsere Taktik an. Die Coaches leben wirklich für Football. Nach den Spielen gehen sie kaum schlafen, die ganze Nacht diskutieren sie und planen das Training der nächsten Woche.


Am Donnerstag vor dem Spiele ist es kein wirkliches Training mehr sondern ein "Walkthrough", das heisst wir gehen alle Spielzüge durch und planen die verschiedenen Aufstellungen.
Am Freitag dann ist das grosse Game. Alle Footballspieler tragen das Trikot in der Schule, der Rektor kündigt das kommende Spiel an. Die ganze Schule ist aufgeregt und es wird diskutiert. Nach der Schule ist nicht wie sonst Training. Wir Spieler gehen nach Hause und bereiten uns mental auf den Abend vor. Ungefähr eineinhalb Stunden vor dem Anpfiff finden wir uns im Stadion ein. Es gibt zuerst ein Walkthrough auf dem Feld. Die Positionen und Aufstellungen werden noch einmal durchgegangen. Nach etwa zwanzig Minuten gehen wir alle wieder in die Kabine. Das gegnerische Team ist auch schon da, aber wir schenken ihm so wenig Beachtung wie möglich. Jetzt werden nacheinander die verschiedenen Positionen und Special Teams aufs Feld gerufen. Wir Linebacker sind meistens am Schluss.

Stretching in Formation
Auf dem Feld machen wir ein bisschen Linebacker Training um warm zu werden. Nachdem alle Spieler auf dem Feld sind und ein wenig trainiert haben, machene noch einmal alle zusammen Devil Jacks, die Captains sagen ein paar motivierende Worte und die Kicker üben einige Fieldgoals. Nachdem die Offense durch die letzten kleinen Plays durchgegegangen sind, verschwinden wir alle wieder in der Kabine. Jetzt wird es richtig interessant, und man merkt das man amerikanischen High School Football spielt. Der Coach haltet eine Ansprache, einmal kam sogar ein ehemaliger Berrie Footballer der den Krebs besiegt hat mit einer kleinen Rede und motiviert uns. Das ganze Team "takes a knee", also kniet auf dem Boden um den Head Coach herum und alle halten sich an den Händen. Er spricht über Erfolg, harte Arbeit, Pflichten und die Freude am Football. Danach geht er zu den anderen Coaches ins Büro. Einer der Seniors sagt das Vater Unser - dann kommt der Höhepunkt vor jedem Spiel. Der Captain des Teams brüllt eine mehrzeilige Kampfansage, und das Team brüllt jede Zeile nach. Für mich war es schwer zu verstehen, weil es so schnell ging und so undeutlich ist, aber die ersten Sätze lauten in etwa so: "We have come together today" - "like one big family" - "to beat Anderson". Es folgen noch etwa fünfzehn weitere Zeilen, und wenn an die fünfzig Footballer im Chor und so laut sie können, Hände haltend und mit geschlossenen Augen eine Kampfansage brüllen, wird es in der Kabine ganz schön laut. Es ist sehr eindrücklich, wie sich das Team als Einheit präsentiert. Die Wände zittern, und spätestens wenn am Ende alle die Augen öffnen, aufstehen, ihre Helme in die Luft strecken und "AAAAAAHHHHH!" brüllen, pumpt das Adrenalin durch den Körper und alle Spieler sind topmotiviert. Danach gibt es viele High Fives und Schulterklopfer, und das Team verlässt den Lockerraum in Richtung Gang. Wir müssen warten, bis die Nebelmaschine genug Nebel produziert hat und singen ein Schlachtlied. Danach rennen wir alle unter tosendem Applaus aufs Feld. hinaus. Wärend wir in der Kabine waren, kam die grosse Marching Band mit Marschliedern aufs Feld. Die Cheerleader und Berryettes (Tänzerinnen) machen eine kleine Show, und am Ende, kurz bevor die Spieler das Stadion betreten, singt ein Schüler die Nationalhymne, den Star Spangled Banner. Danach stimmt die Marching Band unseren School Song an und die Spieler rennen aufs Feld. Sie jubeln und halten einen Rot Schwarzen Hammer hoch. Dann beginnt das Spiel. Es ist wirklich aufregend, an der Seitenlinie zu stehen und mitzufiebern. Bei einem Touchdown jubeln wir, machen Luftsprünge und umarmen uns, wenn das gegnerische Team führt wird die eigene Mannschaft Angefeuert. Die Coaches sprechen ununterbrochen in ihre Headsets, mit denen sie mit anderen Coaches in der Pressekabine reden, welche eine bessere Übersicht über das Spiel haben und jedes kleine Detail erkennen. Falls ein Spieler einen Fehler macht wird er ziemlich schnell ausgewechselt. Manchmal laufen die Coaches mit hochroten Köpfen an der Seitenlinie auf und ab, die Emotionen Kochen bei einem Friday Night Game. Wenn ein Coach einen aufs Feld schickt verblasst jedoch alles. Alles wird still und man ist konzentriert und durch das Adrenalin hellwach. Es ist unvergleichbar, High School Football zu spielen.

Die Marching Band, die Cheerleader, das Football Team, die Managers, die Coaches, die Berryettes...

Die Saison hatte Höhen und Tiefen, wir haben insgesamt drei Spiele gewonnen. Sieben haben wir verloren, zwei davon hätten wir gewinnen müssen: In einem dieser beiden Spiele haben wir die ganze Zeit geführt, und als das Scoreboard 00:01 angezeigt hat, eine Sekunde vor Schluss, kassierten wir ein Fieldgoal. Danach waren das ganze Team sehr wütend und traurig. Einige Seniors hatten sogar ihre Helme im Lockerraum herumgeworfen.
Trotz der vielen Niederlagen war es eine schöne Saison. Wir hatten gut gespielt und viele Fortschritte erzielt. Einige Höhepunkte will ich aber noch hervorheben.

Homecoming


Homecoming ist eine sehr schöne Tradition in den USA. In Europa hat bestimmt jeder schon einmal davon gehört, trotzdem wissen die wenigsten was es wirklich ist. Als ich hierher kam dachte ich es ist wie Prom ein Ball, aber in Wahrheit ist es etwas ganz anderes. Homecoming bedeutet nämlich Heimkommen, in diesem Sinne das Zurückkehren vom College zur Familie und High School.
Schon einige Tage vor dem Homecoming Game sind viele High School Absolventen bereits bei ihren Familien. Sie treffen sich auch untereinander und lassen die alten Zeiten noch einmal aufleben. Der eigentliche Höhepunkt des Homecomings ist das Homecoming Football Game, das Heimspiel mit den wahrscheinlich meisten Zuschauern der Saison, denn es ist ein Treffpunkt für alle Ehemaligen und deren Familien. Ein ganz spezieller Brauch ist die Wahl des Homecoming Kings und der Homecoming Queen. Jeder Club (Schülergruppen, die sich verschiedenen Aufgaben verschrieben haben) darf einen Kadidaten jedes Geschlechts zur Wahl stellen. Von den insgesamt etwa 30 Kandidaten werden dann von der ganzen Schule die jeweiligen Top Fünf gewählt. Am Powderpuff Game, dem alljährlichen Frauen-Football Spiel der Juniors (11. Klasse) gegen die Seniors (12. Klasse), am Mittwoch der Homecoming Woche, werden diese dann bekanntgegeben. Darauf haben alle Schüler die Möglichkeit, aus diesen 10 Kandidaten ihre beiden Favoriten zu wählen. In der Halbzeit des Homecoming Games werden der King und die Queen in einer Feierlichen Zeremonie gekrönt.

Wendy und Travis, genau die beiden für die ich abgestimmt habe :)
Nach dem Football Game, welches im ausverkauften Stadion übrigens ein voller Erfolg gewesen ist, wir hatten 19-0 gewonnen, ging es zum Homecoming Dance. An unserer Schule ist das wahre Homecoming das Football Game, was aber anscheinend auch anders sein kann. Um ehrlich zu sein, der Dance war eine grosse Enttäuschung für mich. An manchen Schulen hat er einen grossen Stellenwert und die Schüler gehen in Ballkleid und Tuxedo dahin. In Logansport waren alle in alltäglicher Kleidung da, viele kamen nicht einmal. Der Dance war in der Cafeteria, was an sich nicht schlecht ist, den unsere ist sehr schön und einem Ball würdig. Aber leider war das Licht die ganze Zeit an, das machten die zwei (!) Spots auch nicht besser. Zwei unmotivierte (Lehrer) DJ's spielten ein paar Songs und niemand hatte richtig Lust zu tanzen. Zwar war die Stimmung nicht schlecht und die Leute hatten schon ein bisschen gefeiert, aber der Abend war nicht so wie ich ihn mir vorgestellt hatte. Es wurde nur getwerkt (ein ziemlich langweiliger Tanzstil) und um punkt 11:45 war die Musik plötzlich aus und alle verliessen die Cafeteria. Es fanden noch ein paar Afterpartys statt, jedoch nichts wirklich grosses. Ich habe gemerkt, dass Homecoming nicht wie angenommen eine grosse Party ist, sondern vielmehr ein ferierliches Wiedersehen mit den Ehemaligen Schülern. Der Höhepunkt ist das Homecoming Football Game, der Dance ist aber nur ein kleiner Anlass und hat nicht wirklich etwas mit Homecoming zu tun.

Senior Night


Für fast alle Spieler ist das Senior Year die letzte Saison ihres Lebens in der sie Football spielen, nur sehr wenige schaffen den Sprung in eine College Mannschaft. Dementsprechend wichtig sind die letzten Spiele für sie. Um alle Seniors zu ehren, gibt es in jeder Sportart die sogenannte Senior Night, meistens ist es das letzte Heimspiel der Saison. Da es auch für mich die letzte High School Football Saison war, durfte ich auch daran teilnehmen. Nach Homecoming hat dieses Spiel wahrscheinlich die zweitmeisten Zuschauer. Vor dem Spiel versammelten wir uns alle mit unseren Eltern im innern des Stadions. Nacheinander wurden alle Spieler aufs Feld gerufen, während der Stadionsprecher über jeden  etwas erzählt hat. Die Namen der Eltern, was man so geleistet hat in seiner High School Karriere und was man später werden will. Der Rektor hat uns und unseren Eltern gratuliert, Blumen überreicht und alle Zuschauer applaudierten. Jeder Spieler bekam eine Tüte mit Briefen und Geschenken.
Es war mir eine grosse Ehre, an der Senior Night teilzunehmen und unter grossem Applaus neben den Seniors aufzulaufen.

Die Gasttribüne ist wie so oft leer, aber in unserem Rücken steht eine rote Berry Wand!
Logansport in der Offense - (Ich stehe links unten mit der nummer 28)

Sport ist Mord


Diesen Satz hört man oft, aber ich habe ihm nie grosse Beachtung geschenkt. Es hat mich sehr gereizt, einmal einen sehr harten und körperlichen Sport wie Football auszuprobieren. Ich war mir bewusst, dass es streng werden würde für mich. Ich kannte Football nicht wirklich, und war nicht besonders gut darin am Anfang. Nach der ersten Woche war mein rechter Unterarm fast komplett blau, was ich mir selbst nicht wirklich erklären konnte. Es tat nicht einmal besonders weh, aber es zeigte mir, dass ich und mein Körper sich zuerst noch an den Sport gewöhnen müssen. Das tat ich auch und auch wenn ich nicht ansatzweise so gut war wie die meisten anderen, von Spielerfahrung ganz zu schweigen, so machte ich doch rastant Fortschritte. Klar musste ich hin und wieder fragen wo ich denn stehen musste, und an den Spielen war ich nervös weil ich wusste, dass ein Feler meinerseits fatale Folgen hätte, denn meine Position (Middle Linebacker) war eine sehr zentrale und wichtige in der Defensive. Die Coaches waren sich meiner nicht vorhandenen Spielpraxis  auch bewusst, und setzten mich in den ersten Varsity Spielen gar nicht erst richtig ein. Stattdessen spielte ich Junior Varsity, genannt JV, einer sogenannten B-Liga. Da spielen meistens die Sophomores (10. Klasse) und Juniors (11. Klasse), die noch zu wenig Spielerfahrung haben für Varsity. Manchmal hatte es sogar Seniors im JV Team. Die Spiele waren jeweils am Montagabend, drei Tage nach dem Varsity Spiel, bei dem auch JV Spieler dabei sind und manchmal auch  spielen. Im ersten Spiel spielte ich noch so viel, aber das sollte sich ändern beim nächsten JV Spiel. Da das zweite JV Spiel von den Freshmen (9. Klasse) ausgeführt wurde, war das nächste für mich also zwei wochen später. Ich hatte zwar noch immer kaum Varsity gespielt, aber in diesen Wochen viel gelernt. Die Coaches wollten mich massiv mehr einsetzten, was mich sehr freute, auch wenn ich ein bisschen verunsichert war. Ich war sogar in den Special Teams und dem Kick Off Team. Aber beim ersten Kick Off passierte es. 
Der Kick war gegen uns und der Kicker verfehlte den Ball ein bisschen sodass er nur sehr wenig weit flog. Unser Team war verdutzt und alle auf einem grossen Haufen. Irgendwie wurde ich zur Seite gestossen, wo aber schon ein Spieler lag und meinen Fall blockierte. Mein linker Unterschenkel wurde dadurch nach links begrückt und mein Knie überdehnt. Ein stechender Schmerz durfuhr mich, aber ich dachte es sei nicht so schlimm und spielte noch ein bisschen weiter. Vermutlich ein Fehler. Aber lange hielt ich nicht durch, nach ein paar Spielzügen liess ich mich vom Doc am Spielfeldrand untersuchen. Er brauchte keine Minute um festzustellen was passiert war - Diagnose: Innenbandriss. Ich habe immer noch die Worte des Arztes im Ohr, als er dem Coach mitteilte dass ich nicht mehr länger spielen konnte: "Luca is done"
Ich hatte Glück im Unglück, die Verletzung musste nicht operiert werden, denn das Band war nicht vollständig gerissen. Anscheinend überdehnt und nur zu einem Drittel angerissen. Laut dem Teamarzt eine häufige verletzung im American Football. Trotzdem hatte ich die vermutlich schwerste Verletzung im Team diese Saison.
Die meisten anderen Verletzungen waren Gehirnerschütterungen, bei denen man aber nach 1-2 Wochen wieder spielen konnte. Bei mir dauerte es leider erheblich länger. Der Arzt vertröstete mich immer wieder: "Komm in zwei Wochen wieder, dann werden wir sehen". Allerdings hat er mir schon am Anfang gesagt dass es mindestens zwei Monate dauern wird bis mein Bein wieder vollständig einsastzfähig ist aber auch dann noch geschont werden muss. Die Krücken konnte ich nach zwei Tagen ablegen und nach einer Woche konnte ich ohne grosse Probleme wieder laufen. Nichtsdestotrotz durchzuckte mich bei einer unüberlegten Bewegung oftmals ein starker Schmerz, zum Beispiel beim Treppensteigen oder Einsteigen in ein Auto.
Ich durfte abgesehen von laufen absout keinen Sport machen. In Physical Conditioning durfte ich ausser Bankdrücken und anderen Oberkörperübungen nichts machen und wenn wir etwas anderes als Kraftraum machen zwei mal die Woche, wie zum Beispiel Sprints oder Beweglichkeitsübunge, durfte ich nur zusehen. Nach einem Monat durfte ich ein leichtes Rehabilitierungsprogramm anfangen, welches vor allem dazu da war um die Kraft im Bein wiederzugewinnen. Bald darauf war ich sogar in der Lage wieder leicht zu rennen. Sechs Wochen nach der Verletzung machte ich wieder alles mit. -Ausser Football. Um ein Teil des Teams zu sein müssen alle verletzten Spieler bei jedem Training dabei sein, was bedeutet zweieinhalb Stunden pro Tag an der Seitenlinie stehen. Der erste Tag ist noch ganz witzig, man ist froh über die kleine Pause und dass man sich erholen kann. Aber spätestens am dritten Tag würde man gerne wieder etwas machen. Es ist unglaublich wie fest einem das Nichtstun auf die Nerven gehen kann. Nach dem letzten Spiel der Saison kamen die Sectionals, also die Playoffs. Ich fragte den Arzt ob ich wieder mittrainieren konnte, ich fühlte mich fit und bereit. Er sagte ja, aber nur ohne Kontakt, was eigentlich, abgesehen vom taktischen Teil, soviel bedeutete wie:  rennen. Aber ich war überglücklich. Ich kam schlussendlich doch noch dazu, einige letzte Male die Shoulderpads anzuziehen und mit dem Team zu trainieren. Am Letzten Spiel, und das war das Highlight,  konnte ich in voller Montur aufs Feld auflaufen und trainieren, einzig das Spielen blieb mir verwehrt. Aber es war mehr als ich mir erhofft hatte und schön, die Saison als vollwertiger Spieler zu beenden.

Football Bankett


Das letzte Spiel hatten wir traurigerweise katastrophal verloren. Es war sehr emotional, alle, besonders die Seniors weinten - mit so einer Niederlage wollte man keine Saison beenden. Aber dennoch, einige Wochen später, waren alle wieder glücklich. Wir versammelten uns in der Cafeteria zu einem Bankett. Jede Familie brachte einen Dessert mit, ganz nach dem Motto: "Abschiede sollte man süss feiern". Als alle satt waren begannen die Coaches mit den Ehrungen. Beginnend bei den Freshmen arbeiteten sie sich die Altersstufen hoch. Alle wurde aufgerufen und der Headcoach hat eine kleine Rede über jeden von uns gehalten. Als die Juniors an die Reihe kamen war ich der dritte der nach vorne treten durfte. Ich bekam einen sogenannten Letter, ein grosser roter Stoffbuchstabe,  ein L für Logansport. In jedem Sport bekommt man, wenn man eine bestimmte Zeit Varsity spielt, einen Varsity Letter Award als Auszeichnung. Mit drei solchen Varsity Punkten bekommt man ein Varsity Jacket, eine schöne, in den Schulfarben gehaltene High School Jacke. Beim ersten Varsity Award kriegt man kein Diplom sondern das L mit der ungefähren Grösse einer CD, welches dann auf die linke Brust gemacht wird wenn man seine Jacke bekommt. Ich habe zudem einen kleinen Logansport High School Athletic Pin gekriegt, welchen ich auch auf meine Jacke machen kann wenn ich eine bekomme. Austauschschüler bekommen eine Jacke auch mit zwei Varsity Punkten.
Ich habe mich total gefreut über das L. Es bedeutet mir viel, dass die Coaches meine Leistung anerkennen, auch wenn ich kaum Varsity gespielt habe, und mir so eine Auszeichnung gaben. Ich hätte gerne gewusst zu wie viel ich fähig gewesen wäre, und zu was ich es gebracht hätte ohne die Verletzung. Die Football Saison ist beendet, das ganze Equippment wurde zurückgegeben, meine Football Schuhe habe ich gespendet. Sie ist schnell vorbei, so eine dreimonatige Saison. Ich habe viele Leute kennengelernt, hart gearbeitet und viel profitiert. Es war toll, einen so guten Einblick in den Volkssport Nummer 1 der USA zu bekommen. Ich erlebte Hochs und Tiefs, aber dennoch genoss ich jedes einzelne Training. In der letzten Woche war ich sogar der einzige dem das Training richtig Spass gemacht hatte, ich war so glücklich, wieder trainieren und mich austoben zu können, auch wenn Minustemperaturen herrschten und alle mindestens zwei Schichten Kleider anhatten.
Ich bin dankbar für all die Erfahrungen und tolle Momente. Ich habe mir selbst bewiesen dass ich American Football spielen kann und nicht aufgebe, worauf ich stolz bin. 
Ich bin dankbar für alle die mich unterstützt hatten und werde meine vermutlich einzige Football Saison meines Leben nie Vergessen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Ich freue mich über Fragen, Kommentare und Rückmeldungen! Einfach hier reinschreiben!